Der Abschied von Malaysia fällt uns nicht leicht, soll es doch dieses Mal für immer sein. Zurück bleiben viele liebenswerte Menschen, eine der schönsten Ecken an Malaysias Ostküste und natürlich das wilde Kätzchen. In letzter Minute haben wir für dieses noch einen Platz bei einer Dorffamilie gefunden und dadurch konnten wir etwas beruhigter abreisen.
Sonntags packen wir alles zusammen und am folgenden Mittag machen wir uns auf den Weg zur Grenze. Nach einer dreistündigen Fahrt erreichen wir den Grenzort Rantau Panjang. Dort wollen wir die letzte Nacht in Malaysia verbringen. Doch ein geeigneter Übernachtungsplatz finden wir nicht. Da wir bereits 200 m vor dem Zollgebäude stehen, entschliessen wir, die Grenze am selben Tag zu passieren.
Grenzübertritt
Wie so oft verläuft die Ausreise von Malaysia absolut problemlos. Auch bei den Thailändern geht es zügig voran. Die Beamten sind sehr freundlich und überaus hilfsbereit. Das ganze Prozedere ist im Eilzugstempo abgewickelt und die Reise ins Land des Lächelns kann beginnen. Bevor wir aber Kurs Richtung Narathiwat nehmen, müssen die thailändischen SIM-Karten aktiviert und aufgeladen werden. Die Sonne steht schon fast am Horizont als wir das Parkgelände am Strand von Narathiwat erreichen.
Am nächsten Tag erfolgt die letzte Etappe bis zu unserem vorläufigen Ziel in Songkhla. Auf dieser Strecke ist das Militär sehr präsent. Beinahe alle 300 m steht ein Soldat am Wegesrand und immer wieder taucht ein Checkpoint auf. Da müssen wir jeweils im Slalom die Hindernisse umfahren.
Kurz vor dem Ziel ziehen dunkle Wolken auf und es beginnt kräftig zu regnen. Die Scheibenwischer laufen auf Hochtouren. Das Wasser rinnt nicht nur aussen die Scheibe herunter, sondern es tropft bereits auf das Amaturenbrett. Als wir unser Ziel erreichen, ist es wiederum Abend und das Abdichten der Frontscheibe muss warten.
Oje,...
...auf meinem ersten Spaziergang am Strand entlang, stehe ich plötzlich einer Hundemeute gegenüber. Der Leithund ist ein kräftiger Kerl und marschiert direkt auf mich zu. Jetzt nur die Ruhe bewahren. Schnell greife ich nach einem Holzstück, welches nicht besonders stabil aussieht, aber es gibt mir eine gewisse Sicherheit. Der Rüde ist zum Glück nicht interessiert an mir und trottet gemächlich vorbei. Anschliessend kommen die zwei Hündinnen mit ihren drei fast schon ausgewachsenen Jungen im Schlepptau auf mich zu. Ganz langsam bewege ich mich vorwärts und bleibe immer wieder stehen, denn die Meute folgt mir. Eines der Weibchen gebärdet sich etwas aggressiv und ein mulmiges Gefühl macht sich bei mir breit. Die Jungen sind ganz schön neugierig und tapsen tolpatschig hinter mir her. Sobald ich stehenbleibe, tauchen sie ab, so dass ich mich vor diesen nicht fürchten muss. Ich habe nun gute 300 m zurückgelegt, als die Hundebande endlich von mir lässt. Erleichtert atme ich auf und marschiere zügig davon.
In den Tagen um den Voll- bzw. Neumond sind Flut und Ebbe ausgeprägter. Obwohl wir uns ganz nah am Wasser niedergelassen haben, müssen wir uns dieses Mal keine Sorgen machen. Dies wäre noch vor drei Monaten undenkbar gewesen, denn dazumal hätte der Saurer regelmässig eine salzige Dusche abbekommen. In der Zwischenzeit hat sich das Meer beruhigt und ist eher mit einem grossen See vergleichbar. Das Wasser ist klar und sieht verlockend aus, um darin zu plantschen. Betrachtet man das salzige, smaragdgrüne Wasser etwas genauer, kann man Dutzende von kleineren Quallen entdecken. Das Baden fällt somit aus. Trotzdem finde ich es interessant, diese gelartigen Meeresbewohner zu beobachten. Sie weisen eine Grösse von etwa 10 – 20 cm Durchmesser auf. Einige davon sind bläulich und die anderen haben winzige, rote Punkte. Vorsicht ist geboten. Sofern sie einem erwischen, kann es ganz schön schmerzhaft werden, erzählt mir eine Einheimische.
Behördengang
Wir fahren weiter nordwärts und durchqueren die Stadt Nakhon Si Thammarat. Mitten in der Stadt befindet sich die Einwanderungsbehörde und etwas ausserhalb der Zoll. Da wollen wir hin, um das Visum bzw. die Zollpapiere für die Fahrzeuge zu verlängern. Uns ist bewusst, dass es für die Visaverlängerung noch zu früh ist, aber vorbeischauen und fragen kann man alle Mal. Es könnte ja funktionieren, aber wir brennen an. Die Behörde hält sich strikt an die Anweisung und wir müssen mindestens noch drei Wochen damit warten. Wir machen uns unverrichteter Dinge auf und schlüpfen kurz vor 17 Uhr durch das offene Tor der Zollbehörde. Die haben natürlich um diese Zeit bereits geschlossen, aber sie erlauben uns, den Saurer auf ihrem Gelände zu parken und wir dürfen dort übernachten. Als Lorenz am folgenden Morgen mit allen Unterlagen ins Zollgebäude marschiert, sind wir noch guten Mutes, dass der Zöllner einer Verlängerung bis zum Ablauf unseres geplanten Aufenthalts zustimmen wird. Doch auch hier halten sie sich an die Verordnung und verlängern die Papiere nur um einen weiteren Monat. Sechs Angestellte befinden sich im Raum und langweilen sich. Da sind sie froh, als sie endlich eine sinnvolle Beschäftigung erhalten. Die Abwicklung verläuft dadurch keineswegs effizienter. Sie benötigen über eine Stunde bis alles erfasst und unterschrieben ist. Jetzt haben wir bis anfangs August Ruhe vor dem Papierkrieg und dürfen dann erneut beim Zoll sowie bei der Immigration antraben.
Anschliessend setzen wir unsere Reise fort und erreichen kurz nach dem Mittag Khanom. Hier wollen wir 10 bis 14 Tage bleiben. Danach geht es weiter nach Chumphon.
Die EM
...ist allgegenwärtig. Nicht nur die Zeitungen sind vollgespickt mit unzähligen Berichten rund um den Ball und die Spieler. Auch die Asiaten entpuppen sich als wahre Fans des europäischen Fussballs. Ein Malaie verschickt jeweils im Gruppenchat den aktuellen Spielplan. Als wir in Nakhon Si Thammarat im Supermarkt einkaufen, ist die Decke mit allen Flaggen der teilnehmenden Mannschaften dekoriert. Da wünschen wir allen Fussballfreunden weiterhin unterhaltsame und vor allem spannende Spiele.
Die Glasfaserschicht, die Lorenz vor geraumer Zeit auf das Dach verteilt hat, ist brüchig geworden. Je nachdem, wie unser Saurer auf dem Platz geparkt wird, tropft es an verschiedenen Orten ins Fahrzeug hinein. Nach einem kurzen Gewitter sammelt sich nun das Wasser exakt in der Mitte, genau dort befindet sich unser Dachfenster und es beginnt zu tropfen. Eimer müssen aufgestellt werden, denn es tropft die ganze Nacht und bis zum nächsten Mittag hinein. Das kann es nicht sein. Lorenz steigt auf das Dach und nimmt das brüchige Material weg, um später das ganze Dach mit einer neuen Glasfaserschicht abzudecken. Aber dafür benötigen wir erst einmal das entsprechende Material. Brian, ein Engländer, den wir bei unserem letzten Aufenthalt hier in Khanom kennengelernt haben, hilft uns weiter und fährt mit Lorenz zu einem Spezialgeschäft. Das Kleistern kann beginnen.
Die zwei Kanister der klebrigen Masse sind im Nu aufgebraucht und der Silikon ist auch schon alle. Es ist aber bereits Abend und am Sonntag haben die Geschäfte geschlossen. Wir müssen uns also in Geduld üben.
Montags beginnt Lorenz mit den Aussbesserungen, bevor er sich zum Grosseinkauf aufmacht. Wieder zurück startet er sogleich. Kaum hat er die ersten Pinselstriche getätigt, braut sich ein Gewitter zusammen. Vielleicht verziehen sich die dunklen Wolken doch noch oder der Anstrich ist soweit angetrocknet, so dass der Regen nichts anhaben kann. Bereits fallen die ersten Regentropfen und es reicht nur noch, um alles zusammenzuräumen. Als sich die Wolken weiter ins Meer hinaus verzogen haben, klettert Lorenz erneut auf das Dach. Es sieht dort sogar noch schlimmer aus, als befürchtet. Ein Grossteil der Pappe ist in die Dachrinne hineingeflossen. Nicht auszudenken, welchen Schaden dies nun angerichtet hat. Die beiden Schläuche sind mit dem Aussentank verbunden, um das Regenwasser aufzufangen.
Am nächsten Tag erfolgt eine Bestandesaufnahme und Lorenz stellt fest, dass sich unsere Befürchtungen zum Glück nicht bewahrheitet haben.
Kein Wasser, kein Strom
Um die Dachrinne und die Schläuche von etwaigen Rückständen der Glasfasermasse zu befreien bzw. durchzuspülen, fliesst vorläufig das Wasser ausserhalb des Aussentanks herunter. Da es hin und wieder etwas regnet, versuchen wir anhand der aufgestellen Eimer doch noch an brauchbares Wasser zu kommen.
Die Regenzeit beginnt. Sie dauert von Juni bis Oktober. Dies bedeutet aber nicht, dass es nun permanent regnet. Häufig ist es einfach nur bewölkt und in so einer Phase befinden wir uns im Moment. Die wenigen Sonnenstrahlen, die manchmal einen Weg durch die dicken Wolken finden, reichen bald nicht mehr aus, um unsere Stromversorgnung auf einem guten Niveau zu halten. Hoffentlich scheint bald die Sonne wieder. Das sind aber noch lange nicht die einzigen Probleme, die uns Sorgen bereiten.
Der Rost...
...macht sich an verschiedenen Stellen bemerkbar. Bei einer der hinteren Metallabdeckungen beim Container hat sich ein Riss gebildet. Lorenz möchte dies etwas genauer unter die Lupe nehmen und macht sich mit der Flex ans Werk. Was er da zu sehen bekommt, erfreut ihn keineswegs. Zu viel Wasser hat das Endstück des Bodens aufgeweicht und ist völlig zerbröselt. Zum Glück hat dieser Teil keine tragende Funktion. Aber das Loch muss schnellstens wieder verschlossen werden. Das beschaffte Metallstück wird zerteilt und angeschweisst. Anschliessend wird das Ganze mit einer Glasfasermatte abgedeckt und zugekleistert.
Eine schwere Zeit
Gegen Ende der Woche erhalten wir die Nachricht eines Todesfalles in der Familie. Nach einer Krankheit ist der Vater von Lorenz im Alter von 75 Jahren verstorben. Wir sind sehr betroffen und traurig.
Es stellt sich nun die Frage, ob wir zur Beerdigung zurück in die Schweiz fliegen sollen. Wir entscheiden uns jedoch dagegen, denn auf die Schnelle ist es unmöglich einen geeigneten Stellplatz für den Saurer zu finden und zudem können wir mitten in unseren Reparaturarbeiten, das Fahrzeug nicht einfach so zurücklassen. Dieser Entscheid ist uns nicht leicht gefallen.
In Gedanken sind wir bei unserer Familie in der Schweiz und werden auf unsere Weise hier in Thailand Abschied nehmen.
Das Wochenende verbringen wir mit der französischen Familie «Cajunogui». Dahinter verbergen sich Cachou und Guil mit ihren beiden Söhnen Jules und Noé. Zusammen geniessen wir die Zeit mit plaudern, essen und trinken.
Die vier sind unterwegs nach Malaysia. Dort wollen sie ihr Fahrzeug stehen lassen und für einige Zeit Myanmar als Rucksacktouristen bereisen.
Guil ist sehr an unserem Warmwasser- und Stromsystem interessiert. Lorenz zeigt ihm dies sehr gerne und öffnet den Aussenschrank. Oh Schreck, das vordere Tablar auf dem zwei grosse und vor allem schwere Batterien stehen sollten, ist in kleine Stücke zerbrochen. Lorenz beschliesst sofort zu handeln und so entsteht in Null Komma nichts eine neue Unterlage.
Ausfahrt gesperrt
Am 16. Juli 16 findet auf dem Stellplatz in Khanom ein Musikkonzert statt. Zwei Wochen vor dem Anlass beginnen die Organisatoren das Gelände auszumessen. Dabei werden Pflöcke eingesetzt, die mit Plastikbändern miteinander verbunden werden. Montags wird eine aus Bambus gefertigte Konstruktion aufgebaut, welche die Hauptzufahrt vollständig versperrt. Das ist typisch für die Thais. Obwohl die Organisatoren mit uns vorgängig sprechen, erwähnen sie mit keinem Wort ihr Vorhaben. Dabei wäre es für uns ein leichtes gewesen, das Gelände rechtzeitig zu verlassen. Wir sind nun gezwungen die Absperrung zu umfahren, indem wir mitten durch die Wiese kurven müssen. Zum Glück ist der Boden fest und vor allem trocken.
Weiter nordwärts
Mittwochs verabschieden wir uns vom Na Dan Strand in Khanom und machen uns auf den Weg nach Chumphon. Unser Saurer ist durstig und wir peilen eine Tankstelle an. Dort nutzen wir die Gelegenheit unser leeren Wassertanks aufzufüllen. Das dauert eine geraume Zeit. Inzwischen ziehen dunkle Wolken auf und es beginnt zu schütten. Wir verzichten unter diesen Bedingungen noch einige Kilometer zurückzulegen und übernachten auf einem grossen Parkplatz neben der Tankstelle.
Frühmorgens scheint die Sonne, aber als wir losfahren möchten, hat sich der Himmel bereits wieder mit dunklen Wolken verdichtet und es beginnt erneut zu regnen. Dieser begleitet uns während der ganzen Fahrt.
Ana Laura und Hubert warten bereits auf uns und wir wollen zu ihrem Stellplatz fahren. Doch nicht nur ein tiefhängendes Kabel hindert uns auf das Gelände zu fahren, sondern auch der Regen hat die Erde vollständig aufgeweicht, so dass man auch zu Fuss tief im Matsch versinkt. Am anderen Ende des Thung Wua Laen Strandes haben wir bei unserem letzten Aufenthalt geparkt und fahren dahin. Die Zufahrt ist trocken und sogar asphaltiert. Doch bis zum Stellplatz müssen wir ebenfalls einen aufgeweichten Boden überwinden. Mit etwas Schwung gelingt es uns den Platz doch noch unbeschadet zu erreichen. Hier bleiben wir nun eine Weile stehen.
Man könnte beinahe die Uhr danach richten. Morgens wecken uns jeweils die Sonnenstrahlen und es dauert nicht lange bis dicke, dunkle Wolken sich am Himmel auftürmen. Danach beginnt es zu schütten und der Vorgarten ist die reinste Matsche. Lorenz versucht Herr der Lage zu werden und schleppt mehrere Eimer voll Sand an. Als der sandige Weg gelegt ist, wird er nicht nur von uns benutzt, sondern auch die herumstreunenden Hunde trampeln darauf herum.
Es wird gefeiert
Wir lassen uns durch den vielen Regen nicht die Laune verderben und geniessen das Zusammensein mit Ana Laura und Hubert.
Sonntags feiert Lorenz seinen Geburtstag. Zu viert marschieren wir bei leichtem Regen den Strand entlang und freuen uns auf die verschiedenen, leckeren Thai-Gerichte. Bei der Bestellung vergessen wir jedoch darauf hinzuweisen, dass wir die Gerichte nicht all zu scharf haben möchten. Aber zu diesem Zeitpunkt ist uns das kühle Bier wichtiger und wir stossen auf das Geburtstagskind an. Als das Essen serviert wird, hauen wir genussvoll rein. Aber Vorsicht, es herrscht Verbrennungsgefahr. Der Koch hat mit den Chillis nicht gegeizt. Unsere Zungen brennen und die Augen werden feucht, aber das Essen ist trotzdem ganz lecker.
Die beiden Berliner sind gebrannte Kinder, denn schon zum zweiten Mal haben sich Termiten in ihrem Fahrzeug niedergelassen. Diese wieder loszuwerden, dauert seine Zeit. Mit einem speziellen Pulver wollen sie Herr über die Lage werden. Nach über zwei Monaten hoffen und bangen, sind die gefrässigen Tierchen nun endlich verschwunden. Die Freude darüber ist immens gross und so laden sie uns zur Feier des Tages zu Bier und Wein ein.
Ein Albtraum wird wahr
Es ist schon lange dunkel und die nachtaktiven Tiere befinden sich auf der Pirsch. Als Lorenz die Taschenlampe einschaltet, um etwas zum Knabbern aus dem Schrank zu holen, hält er mitten in der Bewegung inne. Nur wenige Zentimeter von ihm entfernt, versucht eine kleinere, schwarzweissgestreifte Schlange in den Brotkorb zu gelangen. Was nun? Wir sind beide erstarrt vor Schreck und zögern einen Moment zu lange. Lorenz möchte die Schlange noch mit einem Tuch einfangen und sie damit aus dem Haus werfen. Doch dabei entwischt sie ihm. Eine grossangelegte Suchaktion bleibt erfolglos. Wie hat es das Tier nur geschafft, in unseren Innenbereich zu kommen? Bei unserer Moskitotüre entdecken wir einen winzigen Spalt und wir schätzen, dass die Schlange dort hindurchgeschlüpft ist.
Nach einer unruhigen Nacht startet Lorenz den Motor. Während Ana Laura, Hubert und Lorenz den Saurer von draussen überwachen, stampfe ich im Wageninneren umher. Durch die Vibration erhoffen wir uns, dass die Schlange versuchen wird, möglichst schnell nach draussen zu kriechen. Doch diese Aktion erbringt nicht den erhofften Erfolg, denn wir können sie nirgends entdecken. Wegen ihrer Grösse kann sie sich überall verstecken und eine Suche ist etwa vergleichbar mit einer Stecknadel im Heuhaufen. Um sie irgendwie wieder loszuwerden, besprayen wir alles mit verschiedenen Düften und verteilen Schwefelpulver auf dem Boden. Seither haben wir sie nicht mehr gesichtet und hoffen, dass der Hunger sie wieder ins Freie getrieben hat. Doch die Ungewissheit bleibt weiterhin bestehen. Wir bleiben am Ball.
Samstags ziehen Ana Laura und Hubert weiter. Sie sind unterwegs nach Hua Hin. In einer Werkstatt möchten sie die entstandenen Termitenschäden beheben und einige Mal- und Lackiererarbeiten an ihrem Fahrzeug vornehmen. Es muss schliesslich wie neu aussehen, bevor sie es auf die grosse Reise nach Neuseeland verschiffen. Nebst den Australiern haben auch die Neuseeländer sehr strenge Vorschriften, wenn es um die Einfuhr eines ausländischen Fahrzeuges geht.
Wir zwei verbringen derweil noch einige Zeit am Thung Wua Laen Strand. Wie lange dies genau sein wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab, allen voran dem thailändischen Zoll. Seit Ende Juni haben die Thailänder die Zollbestimmungen für ausländische Fahrzeuge verschärft. Gemäss diesen neuen Vorschriften darf sich nun das Fahrzeug nur noch max. 60 Tage im Land aufhalten. Da wir aber noch vor Eintreten dieser Regelung eingereist sind, wissen wir noch nicht, wie weit uns dies tangieren wird. Wegen den Feiertagen können wir uns erst in der folgenden Woche darüber genauer informieren.
Buddhistische Feiertage
Bereits am Montag kommen die Thailänder scharrenweise an den Strand, um ein ausgiebiges Picknick am Strand abzuhalten und dem Alkoholkonsum zu frönen. An den beiden folgenden buddhistischen Feiertagen wird in einigen Geschäften kein Alkohol mehr verkauft und die meisten Gläubigen verzichten auch auf deren Genuss.
Dienstags ist Asalha Puja und an diesem Tag wird der ersten Predigt Buddhas nach seiner Erleuchtung gedacht, die er vor seinen ersten fünf Schülern gehalten hat.
Der darauffolgende Tag nennt sich Khao Phansa und mit diesem startet die buddhistische Fastenzeit. In Thailand beginnt sie jedes Jahr am ersten Tag des abnehmenden Mondes im 8. Mondmonat. Die Mönche ziehen sich während drei Monate in ihre Tempel zurück, um zu beten und zu meditieren. In dieser Zeitspanne verbringen viele junge Männer im Kloster, um die bescheidene Lebensart der Mönche kennenzulernen.
Die Feiertage und das Wochenende liegen nun hinter uns und wir können endlich die Verlängerungsgeschichte in Angriff nehmen. Die Visumsverlängerung für nur einen Monat kostet ganz schön viel. Um nicht unnötig Geld hinauszuwerfen, lässt vorerst nur Lorenz sein Visum verlängern. Anschliessend fährt er zum Zoll, um dort klar Schiff zu machen.
Nach der neuen Zollverordnung dürfen sich ausländische Fahrzeuge bekanntlich nur noch max. 60 Tage im Land aufhalten. Mitte August würde nun dieser Fall bei uns eintreten. Mit unserem Vorhaben erhoffen wir uns, dass wir doch noch bis zum 10. September in Thailand verweilen können.
Eine Visumsverlängerung haben wir schon des öfteren beantragt und wissen in der Zwischenzeit, was die Einwanderungsbehörde alles an Unterlagen benötigt. Anscheinend sind auch da neue Regelungen in Kraft getreten. Ein Antragsformular reicht nicht mehr aus. Es müssen zusätzliche Formulare ausgefüllt werden. Damit nicht genug, denn ein Interview findet auch noch statt. Was die da nun alles wissen wollen! Wir möchten schliesslich nur eine längere Aufenthaltsdauer bekommen, und uns nicht etwa für immer registrieren lassen. Die Angestellte ist zwar sehr freundlich, aber doch ziemlich genervt über die ständigen Änderungen und den enormen Papierkrieg, der daraus ensteht. Für dieses ganze Prozedere benötigt Lorenz fast eine Stunde. Was erwartet ihn wohl noch alles beim Zoll? Bei denen herrscht kein grosser Andrang und sie gewähren unseren Fahrzeugen eine Aufenthaltsdauer bis das Visum abläuft. Da nun dies geklappt hat, werde ich mich in der nächsten Woche diesem Papierkrieg bei der Einwanderungsbehörde stellen.
Verbesserungen
Die aus glasfasergefertigten Vordächer, die zum Schutz der Fenster vor den flutartigen Regenfällen dienen sollen, warten schon seit geraumer Zeit darauf, eingesetzt zu werden. Nach den immer wiederkehrenden Regenschauern werden sie nun endlich bei den hinteren Fenstern angebracht.
Licht weg
Während den letzten Tagen bekommen wir mehrheitlich nur noch dunkle Wolken und teils heftige Regenschauer zu Gesicht. Die Batterien werden dadurch kaum mehr aufgeladen, so dass in der Nacht die Stromversorgung vollständig zum Erliegen kommt. Das Licht fällt aus und wir tappen im Dunkeln umher. Die Taschenlampe benutzen wir nur hin und wieder, denn diese muss schliesslich auch irgendwann aufgeladen werden. Sofern sich die Sonne weiterhin hinter den dicken Wolken verbirgt, muss wohl oder übel der Generator eingesetzt werden.
Jetzt haben wir auch unseren letzten Behördengang in Thailand hinter uns gebracht. Am 1. August, dem Schweizer Nationalfeiertag machen wir uns auf den Weg zur Immigration. Ich hoffe, es ist ein gutes Omen. Es hat sich bezahlt gemacht. Nicht nur, weil ich die Visaverlängerung erhalten habe, sondern dieser Tag auch einer der Trockensten unter dieser Woche war. Nach einem endlosen Papierkrieg, verlasse ich nach über einer Stunde das Immigration-Büro. Fragen hat mir die Angestellte keine gestellt. Vielleicht hat es mit den zwei vorgängig ausgefüllten Formularen zu tun. Auf jeden Fall schiebt sie lieber die diversen Formulare hin und her und unterhält sich mit ihrem Chef. Mir soll es nur recht sein. Meine Telefonnummer will sie dann doch noch wissen und tippt diese ins System ein. Warum benötigt die Immigration wohl diese Nummer? Die werden mich ja kaum anrufen. Anscheinend wird sie für die Schweizer Botschaft registriert. Ob diese wirklich daran Interesse haben? Wie auch immer... Auf alle Fälle können wir nun noch fünf weitere Wochen in Thailand verbringen und die werden wir noch so richtig auskosten.
Der Saurer und die Hunde
Herumstreunende Hunde gibt es an jedem Strand. So ist es nicht verwunderlich, dass früher oder später einige davon neben oder unter dem LoGi es sich bequem machen. Eine Hündin schleicht regelmässig umher und inspiziert die Lage. Eines Tages beobachtet Lorenz wie sie in unmittelbarer Nähe ein grosses Loch gräbt. Am nächsten Morgen ist uns alles klar. Sie hat ihre Jungen bei sich und versucht diese in ihre neue Unterkunft zu loten. Es ist kein einfaches Unterfangen. Die Welpen fühlen sich in dieser grossen weiten Welt noch ziemlich unsicher und tapsen immer wieder in die andere Richtung davon. Irgendwann haben sie ihr Ziel erreicht. Als die Mutter nirgends zu sehen ist, schleichen wir uns vorsichtig zum Bau hin. Zwei ängstlich dreinblickende Augenpaare schauen uns an. Sind die niedlich! Welches nehmen wir mit? Soll es das Schwarze mit den weissen Pfoten oder das Braune sein? Schlussendlich sind es aber nicht wir, die einen der süssen Welpen stibitzen, sondern ein Einheimischer krallt sich einen der braunen Jungen. Seit wir dies nun beobachtet haben, können wir auch das zweite braune Junge nirgendso mehr sichten. Wahrscheinlich kann er diese besser verkaufen. Mal sehen, was nun mit den restlichen fünf schwarzen Jungen noch passiert.
Kurze oder langanhaltende Regenschauer gehören zur Tagesordnung. Die Erde ist matschig und wir sinken mit unseren Badelatschen regelmässig ein. Es ist kein angenehmes Gefühl.
In spätestens 1 ½ Wochen müssen wir uns von dem idyllischen Ort verabschieden. Doch mit 20 Tonnen durch die aufgeweichte Erde zu fahren, bereiten mir schon etwas Bauchschmerzen. Erinnerungen werden wach. Vor mehreren Monaten haben wir den Saurer schon einmal im Matsch versenkt. Damals ging es nur um eine Verschiebung von einem Meter. Während mehreren Stunden versuchten wir uns aus dieser Misere zu befreien. Doch ohne Erfolg und eine Baumaschine musste uns schlussendlich herausziehen.
Bis wir dieses Mal uns auf sicherem Boden befinden, müssen über 50 Meter zurückgelegt werden und dies im Rückwärtsgang. Wahrscheinlich mache ich mir aber zu viele Gedanken und irgendwie wird es dann schon klappen.
Abschluss
Das Dach erstrahlt im neuen Glanz. Nachdem Lorenz die ganze Fläche mit Glasfasermatten belegt und mit Polyester eingekleistert hat, wird abschliessend alles mit einer grauen Grundierfarbe überstrichen. Es sieht toll aus! Wie lange wird es wohl halten?
Hundegeschichten
Die Hündin wirkt ausgezerrt und ist bestimmt froh, dass sie nicht noch zwei weitere hungrige Mäuler stillen muss. Die Welpen schlafen nicht mehr in ihrem Bau. Sie sind umgezogen und machen es sich nun neben LoGi's Hinterrädern bequem. Da die Mutter nun zu allem Elend auch noch hinkt, wird es für sie schwieriger weite Strecken zurückzulegen, um an Futter zu gelangen. Wir haben ja ein Herz für Tiere und versuchen sie nun wieder etwas aufzupäppeln. Dabei kommen auch die Jungen nicht zu kurz.
Die Wetterprognosen verheissen nichts gutes und so wagen wir doch etwas zu früh, aus dem ärgsten Matsch zu fahren. Mitten in diesem Versuch beginnt es zu regnen. Was für eine Schlammschlacht. Ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt steht der Saurer an einer ungünstigen Position und wir müssen möglichst schnell von dort wegfahren. Nachdem sich der Regen endlich verzogen hat, warten wir noch eine Weile ab bis die Erde leicht angetrocknet ist und starten erneut. Weil wir aber noch nicht endgültig diesen schönen Platz verlassen wollen, haben wir die glorreiche Idee, den LoGi mitten auf den Weg abzustellen. Eigentlich ist uns bewusst, dass es am Klügsten wäre, nirgends anzuhalten und weiterzufahren bis wir auf sicherem Terrain sind. Wir hätten es besser getan, denn eine kleine Korrektur bringt uns in Bedrängnis. Die Hinterräder stecken fest. Es bleibt uns nicht anderes übrig als die matschige Pampe und den darunterliegenden Sand wegzuschaufeln. Nach langem Graben versuchen wir es noch einmal, aber die Räder graben sich nur noch tiefer hinein. Tja, da stehen wir nun und ohne fremde Unterstützung kommen wir nur mit viel Aufwand heraus. Lorenz macht sich auf die Suche nach Hilfe und kommt nach kurzer Zeit mit zwei Männern zurück, die er auf einer Baustelle angetroffen hat. Die beiden überprüfen die Lage und sind bereit, den Saurer mit ihrem Lastwagen hinauszuziehen. Gesagt, getan! Etwas Erde wegschaufeln, zwei Seile befestigen und los gehts. Der ganze Spass hat uns € 50.- gekostet, aber dies war es uns wert, anstatt stundenlang zu schaufeln und mit Wagenheber das Fahrzeug wieder auf Fahrniveau zu heben.
Schöne Plätze werden rar
Jetzt ist auch diese idyllische Ecke definitiv Geschichte. Aber nicht etwa weil wir weiterziehen müssen, sondern dieser Platz wird grossräumig mit Stacheldraht eingezäunt. Eines Morgens heben einige Arbeiter, unter anderem auch bei der Ein- bzw. Ausfahrt, grosse Löcher aus. Keiner von ihnen kommt auf die Idee, uns vorzuwahrnen, so dass wir noch rechtzeitig das Gelände verlassen könnten. Aber das kennen wir ja in der Zwischenzeit von den Thais und fixieren das Nötigste, um aus dem Gelände zu fahren. Nachmittags treffen bereits zwei Lastwagen ein, um Betonpfosten abzuladen. Die werden dann sogleich in die vorgesehenen Löcher versenkt. Bereits drei Tage später ist das ganze Areal komplett mit einem vieradrigen Stacheldraht eingezäunt als würde morgen der Krieg ausbrechen. Nun leben wir 100m südlicher mit den 4 Hundedamen, dem Hundeteenager und den verbleibenden 5 Hundewelpen, welche mit uns umgezogen sind, obwohl eigentlich nur immer die Welpenmutter von uns etwas zum Fressen kriegt. So sind wir nachts von 10 schlafenden Hunden umzingelt, welche beim kleinsten umgewöhnlichen Geräusch sofort zu bellen beginnen. Wir wurden noch nie so intensiv bewacht.
Sonntags ist es soweit. Nach über sechs Wochen verabschieden wir uns vom Thung Wua Laen Strand und fahren weiter nordwärts. Der Highway Nr. 4 ist die Verbindungsstrasse zwischen Nord- und Südthailand und dementsprechend befindet sie sich auch teilweise in einem desolaten Zustand. Es ist das reinste Flickwerk und der Saurer hüpft auf und ab. An mehreren Streckenabschnitten wird nun die Strasse erneuert und wir werden in regelmässigen Abständen gezwungen die Fahrbahn zu wechseln. Ein schnelles Vorankommen ist dadurch nicht mehr gewährleistet und die Fahrt ist sehr ermüdend.
Wir sind froh, als wir im Verlaufe des Nachmittags unser Ziel in Khlong Wan erreichen. Diesen Stellplatz gibt es also tatsächlich noch und ist weder eingezäunt noch bebaut. Vor exakt fünf Jahren sind wir hier zusammen mit der Morpheus-Familie gestanden. Das wäre beinahe ein Grund um zu feiern. Ein paar Tage verweilen wir an diesem herrlichen Fleckchen, bevor es in den Touristenort Hua Hin weitergeht.
Achtung, frisch gestrichen
Die salzige Luft und der stete Wind, der Staub und Sand herumwirbelt, tragen dazu bei, den Eingangsbereich etwas aufzufrischen. Lorenz ist in Malerlaune und die Büchse mit der restlichen gelben Farbe befindet sich noch irgendwo. Der starke Südwestwind, der den LoGi ab und zu zum Schaukeln bringt, lässt die Farbe schnell trocknen und wir müssen nicht mehr vorsichtig herumtappen.
Die Zeit wird langsam knapp
Es stehen uns nur noch zwei Wochen in Thailand zur Verfügung. Der letzte Stellplatz kurz vor der kambodschanischen Grenze ist noch über 600 km entfernt. Wir müssen weiterziehen. Etwas wehmütig nehmen wir Abschied von diesem sehr ruhigen und windigen Plätzchen ausserhalb von Khlong Wan und fahren auf direktem Weg nach Hua Hin. In diesem Touristenort wollen wir uns noch mit verschiedenen Leckereien eindecken. Abends haben uns Ana Laura und Hubert zum Essen eingeladen. Die beiden haben es sich in einem Appartement gemütlich eingerichtet, solange sie ihr Fahrzeug für die bevorstehende Reise nach Neuseeland in Schuss bringen. Wir verbringen mit ihnen einen gemütlichen Abend und das Essen, welches Ana Laura gezaubert hat, war absolut hervorragend.
Am Samstagabend verabreden wir uns ein letztes Mal mit Ana Laura und Hubert. Wir lassen es uns bei einem Hot Pot-Essen so richtig schmecken. Anschliessend werden wir von den beiden noch zu einem Schlummertunk in ihrem momentanen Zuhause eingeladen.
Wegen den strengen Einreisebestimmungen in Neuseeland nehmen sie ihre heissgeliebten Regiestühle nicht mit und überlassen sie uns. ...und dann heisst es Abschied nehmen. Ob wir sie je wiedersehen werden? Auf jeden Fall werden wir an die beiden Berliner denken, sobald wir uns am Strand in ihre Stühle setzen.
Hua Hin – Pattaya
Es ist die schlimmste Strecke seit langem. Die Strasse ist mehrheitlich dreispurig, was bei diesem Verkehrsaufkommen auch notwendig ist. Die Wochenendausflügler aus Bangkok sind auf dem Weg nach Hause und bei einigen dieser Fahrer muss man sich fragen, wo sie das Autofahren gelernt haben. Es wird rücksichtslos um jeden Meter gekämpft. Auch die schmale Motorradspur wird zum Überholen genutzt. Der Stresspegel steigt, denn wir befinden uns kurz vor der Millionenmetropole Bangkok. Bei der Ausfahrt erwischen wir die falsche Spur. Wir fahren auf die Seite und sind im Begriff uns neu zu orientieren, als jemand an unsere Türe klopft und auf schweizerdeutsch fragt, ob wir Hilfe benötigen. Nach einer kleinen Rundfahrt im Aussenbezirk von Bangkok atmen wir erleichtert auf, als wir uns auf der gewünschten Schnellstrasse ostwärts befinden. Das Aufatmen dauert nicht lange. Der Saurer gibt merkwürdige Töne von sich. Bei einer Raststätte machen wir Halt und gehen der Ursache auf den Grund. Es ist zum Glück nichts Gravierendes und wir können die Reise kurze Zeit später fortsetzen. Die Abenddämmerung bricht bereits herein, als wir Pattaya erreichen. Wir suchen den Stellplatz, auf welchem wir vor fünf Jahren schon den LoGi parkiert haben. Dort verlangen sie nun eine saftige Parkgebühr. Wir drehen um und müssen nun in der Dunkelheit nach einer Parkmöglichkeit Ausschau halten. In der Nähe des Hafens werden wir endlich fündig und gönnen uns dort einen Ruhetag.
Auf zum letzten Stellplatz
Gestärkt treten wir den nächsten Streckenabschnitt an und fahren bis nach Chanthaburi. Die Gegend wird immer ländlicher und dies wird weiterhin so bleiben. Deshalb nutzen wir noch einmal die Gelegenheit, in Chanthaburi unsere Vorräte aufzustocken. Wir sind keine zwei Kilometer von dem Supermarkt entfernt, als die Warnanzeige wegen Überhitzung ertönt. Was ist jetzt wieder los? Kurz vor der Abfahrt haben wir noch alles überprüft und der Wasserbehälter war voll. Wir müssen sofort anhalten, denn die Wassertemperatur steigt rasant auf 100° C. Irgendwoher titt ziemlich massiv Wasser aus. Die Kabine muss angehoben werden. Eine Schlauchklemme ist gebrochen und der Schlauch hat sich dadurch selbstständig gemacht. Ein so grosses Modell führen wir nicht mit uns und Lorenz marschiert zur nächsten Werkstatt, die sich keine 40m von uns entfernt befindet. Wir haben grosses Glück, denn es gibt tatsächlich noch eine einzige Klemme in dieser Grösse. Alles säubern, Klemme befestigen, Wasser auffüllen und weiter gehts zum Supermarkt. Wir übernachten auf dessen Parkplatz und fahren freitags bis zu unserem letzten Standplatz auf der thailändischen Seite.
«Son», ein junger Grenzwächter, der seinen Dienst hier verrichtet, erzählt uns, dass am Samstag nochmals die Sonne scheint und dann soll es nur noch regnen.... Na, toll! Wir haben einen Berg voll Wäsche und eine Waschmaschine existiert nirgends. Ich bin es zwar gewohnt von Hand zu waschen, aber dies alles an einem Tag? Zeitig mache ich mich ans Werk und schleppe eimerweise Wasser an. Bis zum Abend ist alles gewaschen und ich bin völlig erledigt. Aber froh, dass ich es noch rechtzeitig geschafft habe, denn am Sonntag brauen sich schon sehr früh dunkle Wolken zusammen und kurze Zeit später giesst es wie aus Eimern.
Faule Tage
Der September ist der regenreichste Monat im Jahr und Überschwemmungen sind keine Seltenheit. Die Landschaft präsentiert sich grau in grau. Die tiefhängenden Wolken, die hohe Luftfeuchtigkeit und die steten Regengüsse drücken auf das Gemüt. In diesem tristen Landschaftsbild bieten die buntbemalten Fischerboote geradezu eine willkommene Abwechslung.
Mein Internetanbieter ist hier nicht besonders gut vertreten und im Fahrzeug habe ich deshalb selten Empfang. Also beginne ich die vielen Bücher zu lesen, die mir Ana Laura überlassen hat. Lorenz gönnt sich ab und zu ein Mittagsschläfchen. So vergeht die Zeit im Nu und der Nachmittagskaffee vertreibt die müden Geister.
Ganz so entspannt vergehen, die letzten Tage in Thailand dann doch nicht. Die Abenddämmerung ist noch nicht einmal angebrochen und der Kühlschrank stottert vor sich hin. Bevor die Batterien noch mehr entladen werden, muss der Generator seinen Dienst antreten.
Lorenz fängt sich einen Hexenschuss ein und ich habe mit einer Knieentzündung zu kämpfen. Der Erfolg der Behandlung bleibt jedoch aus. Es wird immer schlimmer und ich kann kaum noch gehen. Anstatt den Abschluss unserer schönen und erlebnisreichen Thailandreise zu begiessen, muss ich mich nun einer Antibiotikakur unterziehen. Für den Wochenbericht muss noch ein besonders Foto geknipst werden und Lorenz klettert auf den vor uns liegenden Hang hinauf. Das Gelände ist glitschig und er rutscht aus. Er wäre beinahe die Felswand heruntergestürzt, wenn da nicht das kleine Gebüsch gewesen wäre.
Niemandsland
Wir stehen vor dem thailändischen Grenzort in Hat Lek und marschieren wie üblich als Erstes zur Passkontrolle. Damit beginnt unsere Odyssee. «Wir erhalten den Ausreisestempel erst, wenn mit den Zollpapieren alles in Ordnung ist»; erklärt uns der Beamte. Dieses Vorgehen ist uns völlig fremd, aber wenn es sein muss. Der Zöllner überträgt alle Angaben in sein Buch und wir bestätigen dies mit unserer Unterschrift. Mit der Fahrzeugkopie unserers Rollers schickt er uns zum nächsten Schalter weiter. Ein Beamter erklärt uns, dass wir zurück nach Trat zum Amt für Landtransport fahren müssen. Wir verstehen nur Bahnhof und wollen nur ausreisen. Was soll dieses Theater? Jeder von uns steht nun an einem Schalter und bittet um Erklärung. Anscheinend hat sich herausgestellt, dass in unseren Unterlagen ein Formular fehlt. Dieses Papier hätten die Grenzbeamten in Sungai Kolok uns aushändigen müssen, was nicht erfolgt ist. Unser Vorschlag dieses per Fax anzufordern, wird nicht akzeptiert, denn es muss partout das Original sein. Tja, was nun? Es wird diskutiert und telefoniert. Wir warten geschlagene drei Stunden bis ein Beamter uns zwei Optionen anbietet: entweder wir fahren nach Sungai Kolok zurück und beschaffen uns dort das Original oder wir zahlen für das fehlende Formular 4 000 Bath (€ 100.-). Zurück fahren kommt für uns nicht in Frage und so zahlen wir diesen unfassbar hohen Betrag. Ein reine Schikane um entweder für die Immigrationsbeamten oder vielleicht sogar für den Staat zusätzlich Kapital zu generieren. Wir haben aus Gesprächen erfahren, dass dieses Abzocke in Thailand länger je mehr System hat und öfters angewendet wird - die seit 2014 an der Macht stehende Militärregierung lässt grüssen. Nach Dreieinhalbstunden kriegen wir endlich den Ausreisestempel in den Pass.
Dass es beim kambodschanischen Zoll nicht so einfach ablaufen wird, war uns vorgängig bereits bewusst und hat sich dann auch bewahrheitet. Seit anfangs Jahr haben die Khmer die Zollbestimmung geändert. Wer also mit einem ausländischen Fahrzeug einreisen möchte, benötigt eine Genehmigung der Zollbehörde in Phnom Penh oder das Carnet de Passage, obwohl Kambodscha offiziell das Carnet de Passage gar nicht akzeptiert. Aber die vielen Reisenden, welche das Carnet einfach mal vorweisen, haben wohl für die Beamten eine einfache Lösung vorgeschlagen und so hat sich dies ancheinend eingebürgert. Zu diesem Zeitpunkt wird uns alles zu viel, denn für eine Taxifahrt nach Phnom Penh verlangen die Fahrer 6 000 Bath (€ 153.-) und das Monatsvisum haben wir schliesslich auch noch nicht in der Tasche. Wir sind hin und hergerissen und entschliessen uns nach Malaysia zurückzufahren.
Weil wir aber noch keine Ein- und Ausreisestempel von Kambodscha im Pass haben, lassen uns die Thailänder nicht mehr einreisen. Zudem kommen noch die neuen Zollbestimmungen für die Fahrzeuge dazu, welche seit Juni gültig sind. Dazu müssten wir jedoch lediglich zuerst ohne Fahrzeug nach Trat zum Amt für Landtransport reisen und entsprechende Papiere organisieren. Wir marschieren also wieder zu den Khmers zurück, um die Ein- und Ausreisestempel zu bekommen. Denkste, so einfach geht das nicht. Für Kambodscha benötigen Europäer ein Visum, egal wie lange man sich im Land aufhält und das kostet natürlich. Laut Internet erhält man das E-Visum, welches im Land verlängert werden kann, für USD 35.-. Der Beamte möchte von uns jedoch USD 45.- oder wir hätten das Büro wieder zu verlassen. Wir fühlen uns wie Milchkühe, denn an dieser Grenze werden wir nur abgezockt.
So oder so benötigen wir dieses Visum, weil nur damit kommen wir entweder in Kambodscha oder auch in Thailand wieder ins Land. Nach erneutem Überdenken der Lage wollen wir die Reise nach Kambodscha doch antreten. Weil jetzt aber das Wochenende dazwischen kommt, können wir uns noch nicht um die Zollgenehmigung für die Fahrzeuge bemühen und müssen noch etwas länger im Niemandsland ausharren. Dafür haben wir einen wunderschönen Blick auf das Meer und einen kühlen Wind als kleines Trostpflaster.