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Fahrt ins Blaue
Das ist der Plan: Rägel und Roli mieten sich ein Motorrad und Lorenz versucht sich als Fremdenführer. Ich bleibe derweil mit Apollo zu Hause, so dass die drei völlig unbeschwert die Gegend erkunden können. Als sie dann endlich startklar sind, ist weit und breit kein blauer Fleck am Himmel zu sehen. Eine rabenschwarze Wolkenwand droht am Horizont. Kaum sind sie los gefahren, prasseln schon die ersten schweren Regentropfen herunter. Sie schaffen es noch im Trockenen ins Dorf hinauf, wo sie in einem Restaurant vor dem Regenschwall Unterschlupf finden. Sie fahren zum nahegelegenen Nationalpark, welcher im tropischen Regenwald einen Weg auf 500 m Höhe führt. Doch der 3.7 km lange Fussmarsch ist den Dreien dann doch zu viel. Also machen sie einen Abstecher zum Touristenort Ao Nang, besichtigen sie die Tempelanlage Wat Sai Thai, wo sich eine überdimensional grosse, liegende Buddhastatue befindet. Sie geniessen das abwechslungsreiche Landschaftsbild und sind rechtzeitig zum Apéro zurück am Strand.
Rettung in letzter Minute
Wir sitzen am Dienstagabend alle gemütlich unter dem Pavillon und genehmigen uns noch einen Schlummertrunk. Auch Apollo ist von der Partie und jagt abwechslungsweise eine der beiden Katzen auf die Bäume, die sich dort aufhalten. Irgendwann tauchen einige Jugendliche auf und um 23.00 Uhr hat einer die glorreiche Idee, einen Knallfrosch zu zünden. Apollo ist über diesen Knall gar nicht erfreut und springt in Richtung zu unserem Fahrzeug. Wir sind der Meinung, dass er gleich die Treppe hochsprintet, um sich im LoGi in Sicherheit zu bringen. Er taucht dort jedoch nicht auf und ich schaue nach, ob er sich unter das Fahrzeug verkrochen hat. Fehlanzeige! Wir rufen in alle Himmelsrichtungen nach ihm, aber er taucht nicht auf. Als er dann nach zwei Stunden immer noch nicht aufgetaucht ist, werden wir schon ziemlich nervös. Wo sollen wir bloss bei dieser Finsternis noch überall suchen? Wir müssen uns eingestehen, dass es bei dieser Dunkelheit keinen Zweck mehr hat in der Gegend herumzustolpern. Also legen wir uns ins Bett und lassen die Türe offen. Doch wir können kaum schlafen, denn Apollo taucht nicht wieder auf. So stehen wir bereits um 05.00 Uhr auf. Endlich bricht die Morgendämmerung herein und wir suchen die Umgebung weiträumig ab. Rufen nach ihm, fragen die Leute, ob sie den grossen schwarzen Hund gesehen haben. Mit Rägel zusammen marschiere ich die ganze Strecke ab, wo ich mit Apollo entlang spaziert bin. Er ist einfach nicht auffindbar. Ich bin bitter enttäuscht und Tränen kullern mir nur so herunter. Der Morgen verstreicht ohne ein Zeichen von ihm.
Beim Mittagessen bringen wir fast keinen Brocken herunter, kreisen unsere Gedanken stets um Apollo und auch um Verena und Wolfi, die im Verlaufe dieses Tages bei uns eintreffen werden. Mir wird beinahe schlecht dabei, wenn ich daran denke, wenn wir ihnen erzählen müssen, dass ihr über alles geliebter Apollo verschwunden ist. Unsere einzige Hoffnung besteht darin, dass wir das von Gras, Ranken und Sträuchern überwucherte Gelände nebenan noch durchsuchen. Apollo ist zwar noch nie in dieses Gestrüpp gesprungen, aber es ist wirklch der letzte Flecken der noch in Frage kommen kann, obwohl er uns hier ja sicher immer gehört hätte. In diesem Gebiet zu suchen, begeistert uns nicht besonders, wissen wir doch von Einheimischen, dass sich hier Schlangen aufhalten. Aber wir müssen es einfach versuchen. Wir entscheiden uns, dass nur einer von uns dahinein geht, so dass der andere im Notfall sofort reagieren kann. Lorenz zieht lange Hosen und Turnschuhe an und bewaffnet sich mit einem Bambusholzstück. Meter um Meter stochert und klopft er ab. Nach etwa zehn Minuten höre ich wie Lorenz um Hilfe schreit. So wie es sich anhört, hat er den Apollo gefunden und schreit etwas von «Wasser», aber in Not ist. Da ich wegen des starken Windes und dem Meeresrauschen nicht verstehe was Lorenz schreit, packe ich einen Eimer mit Wasser und renne los. Es könnte ja sein, dass Apollo am Verdursten ist. Doch als ich bei ihnen eintreffe, entdecke ich die zwei tief unten in einem Wasserbecken. Hastig renne ich zurück und rufe die Polizisten nebenan um Hilfe. Bis diese sich endlich in Bewegung setzen, verstreichen ein paar Minuten. Ich kann es kaum fassen und dränge sie zur Eile. Als wir am Unglücksort ankommen, fotografieren die Polizisten erst einmal was sie sehen. Lorenz sitzt im Wasserbecken auf einem Plastikverbindungsrohr, während er Apollo abwechselnd mit einem Bein über Wasser hält. Der Hund ist total erschöpft, da er seit 16 Stunden! im mehr als 2 m tiefen Becken seine runden schwimmt und nicht mehr heraus kommt.
In dieser Zeit versuche ich über eine schmale Zwischenwand zu den beiden Hilfesuchenden zu gelangen, um Lorenz das grosse Badetuch zu übergeben. Der Plan ist, den Apollo damit zu umwickeln und irgendwie hochzuziehen. Erst in diesem Moment erfassen die Polizisten die brenzlige Situation und pfeifen mich zurück. Weil das Wasser so tief ist, kann Lorenz darin nicht stehen und diese Aktion schlägt fehl. Dann endlich kommt Bewegung auf und jemand bringt ein Seil mit. Damit werden zwei Schlaufen gebunden, in welche Lorenz schwimmend den Hund einführt. Einer der Polizisten zieht den 38kg schweren Hund in die Höhe, während die anderen nur zu schauen. Geschafft! Apollo ist in Sicherheit. Jetzt wäre es eigentlich angebracht Lorenz hinaufzuhelfen. Doch keiner rührt sich, obwohl ich lautstark die glotzenden Polizisten um Hilfe bitte, doch als geübter Kletterhengst schafft er es selber hoch. Vorsichtig marschieren wir zurück und bringen Apollo ins Fahrzeug, wo er sich erst einmal von den Strapazen erholen kann. Es vergehen keine zwei Stunden und Verena und Wolfi treffen ein. Mit gemischten Gefühlen erzählen wir den beiden die Geschichte. Doch die riesen Freude, nach über fünf Wochen den Hund wieder zu sehen und dass er einigermassen wohlauf ist, überwiegt alles andere.
Apollo der Kämpfer
Man muss sich einmal vorstellen, was Apollo in dieser Zeit alles durchgemacht hat. Nach seinem Schreck ist er einfach ins Dickicht gerannt und, weil Hunde nachts nicht gut sehen, in dieses offene Wasser-Auffangbecken gefallen. Zum einen ist er wasserscheu und zum anderen konnte er anscheinend nicht schwimmen. Jetzt hat der wahnsinnige Kerl 16 Stunden im Wasser verbracht, ist im Kreis herumgepaddelt und hat vergeblich versucht die Wand hochzuklettern. Dabei hat er seine Krallen komplett abgewetzt und die Pfoten blutig gekratzt. Warum er nicht bellte oder winselte wissen wir nicht. Vermutlich hatte er dazu einfach keine Kraft oder wir haben es auf diese Distanz nicht gehört.
Am folgenden Tag fahren Verena und Wolfi zum Tierarzt. Dort wird ihm ein Medikamentencocktail verabreicht. Auf dem Röntgenbild erkennt man, dass seine Lunge bereits zu zwei Drittel mit Wasser gefüllt ist. Eine Wunde, die die Ärztin übersehen hat, hat sich am folgenden Tag leider stark entzündet und muss sofort behandelt werden. Langsam, langsam geht es ihm etwas besser. Jetzt braucht der arme Kerl einfach Ruhe und viel Schlaf. Wir wünschen dem Patienten von ganzem Herzen gute Besserung.
Tschüss und bis bald
Der Aufenthalt von Rägel und Roli in Krabi geht am Donnerstag zu Ende. Zum Abschied fahren wir zu ihnen ins Hotel. Die beiden sind schon bereit zur Abfahrt und warten nun auf das bestellte Taxi. Wir haben also noch ein wenig Zeit, um uns bei ihnen nochmals ganz herzlich zu bedanken und zu verabschieden. Dann ist es soweit! Das Taxi fährt los und wir winken ihnen nach bis sie nicht mehr zu sehen sind. Da ich schon bald in die Schweiz fliege, werde ich Rägel und Roli schon bald wiedersehen.
Geburtstagskind und Lebensretter
Freitags feiert Lorenz seinen 48. Geburtstag. Ganz so entspannt verläuft der Tag für ihn nicht. Da er am Montag nach
Bangkok fliegt und weiter nach
Savannakhet in
Laos reist, müssen vorgängig noch einige Sachen erledigt werden. Aber am späteren Nachmittag können wir uns endlich etwas entspannen und starten zusammen mit Verena und Wolfi zum Apéro. Es gibt fritierte Hühnerschenkel vom Markt und so kommt auch Apollo auf seine Kosten.
Lorenz wird beschenkt mit einem selbstgebastelten Windlicht aus einer Kokosnussschale und einer Medaille zum Hoch auf den Lebensretter.